Was ist bei der Planung eines Onlineshops zu beachten?
In diesem Beitrag soll es darum gehen ein Verständnis zu erhalten was für die Planung eines Onlineshops nötig ist
1. Es dauert deutlich länger als Sie vermutlich vermuten
Wir haben es oft erlebt, dass Anfragen zu Magento Shops kamen und der Shop sollte dann in 1-2 Monaten fertig sein. Das ist im Normalfall komplett illusorisch. Selbst wenn wir alles andere liegen lassen würden ist auf Seite des Kunden üblicherweise die Kapazität überhaupt nicht vorhanden für so eine intensive Zusammenarbeit. Dazu herrscht generell ein Mangel an Fachpersonal und der Fakt andere (bestehenden) Kunden nach hinten zu schieben, führt zu Problemen.
Kalkulieren Sie idealerweise mindestens 6 Monate. Je nach Komplexität auch 1 Jahr für die Planung, Umsetzung, Testung, Nachjustierung sowie dann Onlinegang ein.
2. Was ist das Geschäftskonzept und der Kern des Onlineshops?
Idealerweise wird ein Onlineshop erstellt für ein Geschäftskonzept was bereits validiert ist. Wenn ein Shop "nur" Prozess digitalisiert, die aber bereits erfolgreich ablaufen sind die Chancen sehr hoch, dass der Shop ein Erfolg wird.
Im B2C Bereich bedeutet es, dass es bereits ein lokales Ladengeschäft oder Verkauf auf Onlineplatformen bzw. andere Shopsystem gibt. Das ist dann eine gute Basis für einen Magento 2 Shop. Die Produkte werden auf jeden Fall gekauft, die Kundschaft ist bekannt, Preise sind bekannt und es gilt "nur" den eigenen Shop zu erstellen.
Im B2B Bereich gibt es mehre große Bereiche. Zum einen das normale Verkaufen von Produkte/Dienstleistungen, die bereits Offline oder über Zwischenhändler verkauft werden. Dort sind häufige Probleme historisch gewachsene Rabattstrukturen(!)
Ein anderer Bereich sind wirklich digitale Geschäftsmodelle im B2B. Ein Onlineshop ermöglich den Verkauf von Dienstleistungen, Produkten, Zugängen, Abos,... und vielem mehr was im Rahmen eines digitalen Geschäftsmodells benötigt wird. Hierfür ist Magento oft eine ideale Basis. Das Shopsystem ist sehr mächtig und kommt mit großen Mengen an Besuchern/Transaktionen klar. Dazu können Schnittstellen (APIs) sowie individuelle Magento Module umgesetzt werden.
3. Welche Funktionalitäten braucht der Shop wirklich?
Wenn das Geschäftskonzept klar ist, können die zentralen Prozesse davon abgeleitet werden. Das kann je nach Shop der Einkauf von einfachen Produkten sein. Es können aber auch Bestellung von komplexeren Dingen wie Dienstleistungen oder ganz anderen Dingen sein.
Je nachdem ob dieses Dinge physisch existieren als Produkt oder "nur" Prozesse im Unternehmen anstoßen oder ähnliches gilt es das zu planen. Hier sind oftmals die vermeintlichen Kleinigkeiten die Probleme im Prozess. Hier können Schnittstellen, Mails, Export/Import von Daten und ähnliches involviert sein.
Wenn die Funktionalitäten soweit geklärt sind geht es um die "Make or Buy"-Thematik. Für eher Standardabläufe gibt es fertige Lösungen. Eine klassische sind Zahlarten. "Niemand" programmiert selbst eine Anbindung an Paypal, Kreditkarte oder ähnliches. Dafür gibt es etablierte Anbieter welche einem fertige Module stellen. Im Bereich von Schnittstellen und ähnlichem sieht es ganz anders aus.
Sobald es in den Bereich von echten digitalen Geschäftsmodellen und ähnlichem geht, ist die individuelle Programmierung von Magento Modulen (Erweiterungen) üblicherweise nötig. Dies bietet einem extrem viele Möglichkeiten genau die eigenen Prozesse zu unterstützen/verbessern.
4. Design follows function - Design folgt der Funktion
Es ist wichtig auf keinen Fall auf das Design zu fokussieren. Das Design ist für die Planung zunächst ziemlich egal. Es ist wichtig, dass der Shop wirklich die Funktion bzw. die Geschäftsprozesse wirklich erfüllt und abdeckt.
Wenn das der Fall ist geht es darum diese Prozesse so bequem wie möglich zu gestalten (ohne das Budget komplett zu sprengen). Das Design ergibt sich daher aus den Funktionen.
Auf keinen Fall sollte ein Onlineshop geplant werden auf Basis des Marketing/Designs oder ähnliches. Der Shop sollte aber natürlich letztlich die Farben/Logos/Schriften des Corporate Designs widerspiegeln.
Wenn ein Shop nicht funktioniert oder floppt, ist aber eigentlich nie die Optik schuld sondern wenn dann der Geschäftsprozess. Selbst in einem hässlichen Onlineshop würden Kunden einkaufen, wenn diese genau das finden/erhalten was diese benötigen. Ein Shop der super aussieht und X Design-Preise hat, ist aber komplett irrelevant, wenn die Produkte oder Prozesse unbrauchbar sind.
Daher sollte die Marketing-Abteilung idealerweise auf keinen Fall die initiale Planung eines Shops übernehmen. Marketing kann wenn funktional alles steht den Shop auf Corporate Design bringen. Das Geschäftskonzept und Prozesse müssen aber von Product-Ownern oder Geschäftsführung selbst erarbeitet und kontrolliert werden.