Digitalwashing – Beispiel Bundesregierung – Digitalisierung wie man es nicht machen sollte und warum

Aufgrund der aktuellen Situation und Aktionen der Bundesregierung im Bereich Digitalisierung einmal beispielhaft aufgezeigt wie es nicht gemacht werden sollte und warum.

Was ist Digitalisierung?

Digitalisierung bedeutet, dass digitale Tools verwendet werden dort wo diese sinnvoll sind. Es geht bei Digitalisierung auf keinen Fall darum zwanghaft zu versuchen für alles eine APP oder etwas "Digitales" zu machen. Digitalisierung ist ein Mindset, eine Herangehensweise und es sind vorallem Werkzeuge und Methoden. Diese Werkzeuge/Methoden können/sollten/müssen dort eingesetzt werden, wo diese sinnvoll sind. Überall sonst, haben diese nichts zu suchen. Es bedeutet nicht, dass man es zwangsweise überall machen muss. Digitalisierung wird schlicht dort genutzt, wo es nötig ist.

Dazu sollte nie versucht werden das Rad neu zu erfinden, wenn es bereits vorhanden ist. Wenn es eine Lösung gibt (egal ob digtal oder analog), die das Problem bereits perfekt löst, wird diese verwendet. Diese wird so lange verwendet, wie es keine andere bessere Lösung gibt. Besser bedeutet, dass die Alternative weniger Schäden/Risiken hat, mehr Gewinn generiert, die Kosten senkt, die Umwelt schützt oder (ganz verrückt) schlicht angenehmer/mehr Spaß für die Menschen macht (und somit auch monetären Zielen letztlich dient).

Es darf niemals von der vermeintlichen Lösung aus gestartet werden. Wenn jemand startet mit "wir brauchen eine App", dann ist in 90% der Fällen bereits klar, dass es hier um Verbrennen von Geld geht.

Thema Katastrophenschutz - Fokus auf vermeintliche Lösung/App statt auf das Problem

Beim Thema Katastrophenschutz hat bereits die EU klar gesagt, dass Cell-Broadcast oder eine alternative gleichwertige Lösung einzuführen ist. (vgl. https://www.rnd.de/...) Somit ist es ausdrücklich und keine Lösung eine oder noch schlimmer mehre Apps einzusetzen. Eine App ist keinerweise vergleichbar mit Cell-Broadcast. Cell-Broadcast ist keine SMS sondern ein Dienst der ein Handy aktivieren und darüber warnen kann, egal ob dieses lautlos ist oder ähnliches. Es liegt technisch unter SMS und APPs und setzt an einer Stelle an die eine App niemals erreichen kann.

Cell-Broadcast ist und war klar die bessere "digitale" Lösung. Man darf niemals eine Lösung bevorzugen oder benachteiligen, nur weil man etwas "Digitales" machen möchte. Wenn die bessere Lösung, die Bessere ist, wird diese umgesetzt! Nichts sonst!

Dazu ist es jedoch zwingend nötig vom Problem aus zu starten. Von dort vergleicht man die Lösungen und kommt nicht mit einer nutzlosen und unbrauchbaren Warn-App, die erst auf den Handys vorhanden sein müsste, aktiv sein muss und ähnliches.

Weiter müssen Lösungen validiert und laufend nachjustiert werden! Digitalisierung ist kein Update und dann ist das Thema durch. Das ist nicht das Mindset von Digitalisierung. Industrialisierung bedeutet ja auch nicht man stellt einmalig eine Maschine hin und fertig ist die Industrialisierung.

Im Fall des Katastrophenschutzes ist beim Warntag letztes Jahr bereits klar gewesen, dass die Lösung nicht funktioniert. Etliche Menschen wurde nicht gewarnt. Sirenen die als Ergänzung dienen sollten blieben stumm und es war generell ein Desaster. An diesem Punkt hätte klar sein müssen, dass die App Mist ist und dringend eine andere Lösung eingeführt werden muss.
"Es ist zu einem Warntag vor veralteten Bevölkerungsschutzplänen geworden, die laut Experten seit dem Ende des Kalten Krieges nicht mehr aktualisiert wurden. " (vgl. https://www.welt.de/...)

Thema Autobahn-App - Etwas lösen wollen durch eine schlechtere Lösung nur um etwas umzusetzen

Ein anderes akutes Beispiel ist die Autobahn App der Bundesregierung. Diese Autobahn-App ist zusammengefasst komplett sinnfrei und bietet keinen Mehrwert im Vergleich zu google Maps und anderen Navigations-Apps. Diese wird mit 100% Wahrscheinlichkeit floppen und Millionen an Steuergelder verbrennen. Es ist die Lösung für ein Problem was bereits gelöst wurde. Dazu ist die App so extrem schlecht, dass man mit dieser nicht einmal navigieren kann (vgl. Quelle weiter unten). Die Bewertungen im App Store sprechen auch eine eigene Sprache (vgl. Play Store). Es ist somit eine Lösung die schlechter ist als die bestehende Lösung.

Es ist noch Schlimmer sogar ein klassisches Beispiel was auf keinen Fall gemacht werden sollte. Es ist rein der Versuch eine App zu etablieren um sich als "digital" zu etablieren. Das ist vergleichbar mit Greenwashing. Man tut etwas ohne Ahnung davon zu haben und behauptet dann, man hätte Ahnugn von Digitalisierung, weil man ja eine App hat. Das ist der komplett falsche Ansatz von Digitalisierung.  Es geht bei Digitalisierung nicht darum eine Lösung (App) auf Teufel komm raus raushauen zu wollen. Diese App ergibt keinen Sinn und hätte nie umgesetzt werden dürfen.

Es geht bei Digitalisierung auch um Abwägung. Statt Millionen in solch einer App zu verbrennen wären diese besser im Breitbandausbau angelegt. Breitbandausbau ist die Basis für alles. Ohne das ist Digitalisierung generell nicht möglich.

Einen Mehrwert, den die App bietet sind die Einbindung von Ladesäulen für e-Autos. Braucht es jedoch dazu eine eigene/andere App? Meiner Meinung nach klares nein. Digitalisierung kennt Schnittstellen als ein wichtiges Tool. Es wäre deutlich besser Schnittstellen oder andere Standars zu etablieren, sodass jeder Anbieter von Ladesäulen dort seine Daten einspielen kann. Diese Daten können wiederum von jeder Platform (inkl. google Maps) genutzt werden. Die Bundesregierung übernimmt z.B. die Definition von Standards/Schnittstellen bzw. fördert diese idealerweise nur. Leute, die es können, machen die Umsetzung. Google Maps zeigt jetzt bereits Standort von Rollern, Car-Sharing und mehr an.

Im schlimmsten Fall werden Datensilos aufgebaut. Ob das hier der Fall ist weiß ich ausdrücklich nicht. Das wäre dann ein klassisches Beispiel von Daten werden von Steuerzahlern bezahlt, aber dürfen nicht von anderen genutzt werden. Offene Standards und Datenaustausch sind bei solchen Apps/System extrem wichtig. Vorallem wenn die Daten durch Steuergelder bezahlt wurden. Die Bundesregierung ist nicht für innovative Konzepte bekannt. Hier ist klar die Wirtschaft und Forschung besser. Diese brauchen aber Datenbasis um diese für darauf basierende Geschäftsmodelle nutzen zu können. Wenn nun der Bund mit Millionen eine App fördert, die andere Marktteilnehmer rauskickt... Wird innovation durch Bundesmittel verhindert.

Digitalisierung fokussiert auf das Problem! Für das Problem wird eine Lösung gesucht. Diese Lösung kann digital sein, muss aber nicht. Wenn die "anloge Lösung" besser ist oder eine digitale und analoge Lösung in Kombination ist dies die Lösung. Üblicherweise ist es immer eine Kombination aus analogen bewährten und schlicht perfekten Lösungen im Zusammenspiel mit Digitalisierung.

Es ist komplett falsch zu starten "wir brauchen etwas Digitales" und dann zu überlegen welche App oder digitale Lösung man braucht. Es muss(!) immer vom Problem zur Lösung gearbeitet werden. Wer das nicht macht, handelt wie unsere Bundesregierung und verbrennt enorme Budgets für nichts. Das kann man machen, wenn man die Bundesregierung ist und Millionen verbrennen kann.Jeder Person, die aber seriös wirtschaftet, darf sich sowas nicht erlauben. Fokus auf das Problem. Lösungen vergleichen, Lösung auswählen, umsetzen, prüfen, nachjustieren.

[update 04.08.2021]

Thema - Informantin für Sicherheitslücken anzeigen - IT-Sicherheit lebt von Sicherheitsspezialisten/Hackern!

Die Fälle an ekletanter Inkompetenz überhäufen sich.

Die CDU hat eine Sicherheitsexpertin/Hackerin angezeigt, welche auf massive Sicherheitslücken der CDU Wahlkampf-App hingewiesen hat (vgl. nähere Informationen zu den Lücken unten).

Es waren Tausende von Daten von CDU-MitgliederInnen öffentlich abrufbar aufgrund mangelhafter bzw. überhaupt keiner Absicherung. Das alleine geht überhaupt nicht und ist grob fahrlässig sowas zu nutzen. Verstößt komplett gegen die DSGVO und sicherlich andere rechtliche Rahmen.

Sowas kann jedoch passieren(!) Es kann leider immer passieren, dass eine Verkettung dummer Zustände zu solchen Sicherheitslücken führen kann. In dem Fall war es aber konzeptionell und es war schlicht keinerlei Sicherheitsvorkehrungen angedacht gewesen. Ganz dem Motto "wird schon gut gehen".

Daher ist es extrem wichtig, dass es Hacker gibt, die moralisch und ethisch sauber sind. Personen die Unternehmen oder auch Privatpersonen darauf hinweisen, wenn Sicherheitslücken bestehen. Nur so können Menschen/Unternehmen diese Lücken rechtzeitig schließen, bevor diese Kriminellen missbraucht werden.

Das Internet lebt davon, dass Menschen, die mehr wissen, das Wissen teilen um so anderen zu helfen und zu schützen.  Würden sich Hacker so nicht verhalten, wäre im Internet komplette Anarchie und die Personen, die mehr Wissen würden alle anderen dominieren und ausbeuten! Mann muss nur überlegen, was passiert wäre, wenn die Hackerin der CDU nicht Bescheid gegeben hätte. Sie hätte die Informationen verkaufen können oder schlicht die Daten klauen und ähnlichen Schaden anrichten können. Der Schaden für die CDU wäre extrem!

Die CDU hat nach den Infos sich bedankt und die App abgestellt. Soweit ok! Damit ist so ein Fall normalerweise durch.

Die CDU bedankt sich jedoch bei der Hackerin damit, dass diese zusätzlich angezeigt wird! Das ist komplett ungeheuerlich und fast nicht zu glauben! Sowas darf nicht sein! Wenn jemand einen darauf hinweißt, dass die Wohnungstür offen ist oder der Schlüssel steckt, ist niemand so kaputt und zeigt den Überbringer der Botschaft an und unterstellt diesem einen Einbruch oder ähnliches. Genau das aber machte die CDU!

Das zeigt erneut wie unfähig und inkompetent die CDU im digitalen Bereich ist.  Hier wurden die Grundlagen von Internet und Umgangsformen missachten. Man tötet nicht den Überbringer von Hinweisen auf Gefahren! Diese gelten nicht nur im digitalen sondern auch in der realen Welt!

Fortsetzung folgt - nur eine Frage der Zeit

Weitere Beispiele was keine oder extrem misserable Digitalisierung ist werden folgen. Es ist nur eine Frage der Zeit, ob man sich vergangene Dinge wie die Soforthilfen Software in NRW (keinerlei Sicherheitschecks) anschaut oder die Bundesregierung die nächste unglaubliche Aktion raushaut. Material für Beispiele was man alles nicht machen soll, gibt es genug.

Informationen zu Cell-Broadcast und wie es in anderen Ländern gemacht wird

https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/katastrophen-warn-app-so-warnen-smartphones-in-anderen-laendern,SdhvcvH 

Ausführliche Informationen zu AutobahnApp
https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/autobahn-app-die-nicht-navigations-app-des-bundes-a-037da5a8-d9dc-4545-a12d-8cbf18fbc6c8
https://blog.wdr.de/digitalistan/juchhu-wir-haben-eine-autobahn-app-aber-wozu-bloss/

Ausführliche Informationen zum Thema CDU zeigt Überbringerin von Informationen zu Sicherheitslücken an

https://www.spiegel.de/netzwelt/apps/cdu-nimmt-wahlkampf-app-connect-wegen-sicherheitsluecke-offline-a-2cc9bc47-6d13-4950-8b1d-234cab0efdc2 

https://netzpolitik.org/2021/cdu-connect-berliner-lka-ermittelt-gegen-it-expertin-die-sicherheitsluecken-in-partei-app-fand/

https://netzpolitik.org/2021/cdu-gegen-hackerin-scheisse-bauen-rueckzieher-machen-repeat/ 

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